Die Treiser Kirchengemeinde versucht schon seit lรคngerem immer wieder, Bewohner des Asylbewerberheims ins Gemeindeleben zu integrieren. Obwohl viele schon viele Jahren hier leben, bestehen immer noch nur wenige Kontakte zu Deutschen. Begegnungsnachmittage sollen Abhilfe schaffen.
Wer an der ehemaligen Zigarrenfabrik in Treis vorbeigeht, kann bei schรถnem Wetter auf dem Hof Kinder spielen sehen. An der Wรคscheleine hรคngt frisch gewaschene Bettwรคsche und Kleidung, aus den Zimmern dringt ungewohnte Musik und fremd aussehenย de oder fremd gekleidete Menschen gehen in der Umgebung spazieren.
Das Gebรคude dient schon seit Jahren als Unterkunft fรผr Asylbewerber im Landkreis Gieรen. Sie stammen aus den Krisengebieten dieser Welt, suchen in Deutschland Zuflucht und sind nun vorerst in Treis gestrandet. Manche bleiben nur wenige Wochen, andere vielleicht sogar Jahre. Zurzeit wohnen hier รผberwiegend Menschen aus Pakistan, Afghanistan oder Eritea. Einige leben alleine hier, andere sind als Familie gekommen. Auf jeder Etage gibt es eine Kรผche und einen Sanitรคrraum, die von mehreren Familien gemeinsam genutzt werden.
Die Kinder gehen hier in den Kindergarten, besuchen die Grundschule in Treis oder eine weiterfรผhrende Schule und die Eltern haben inzwischen die Mรถglichkeit, an Sprachkursen in Treis teilzunehmen.
Eine Arbeitserlaubnis haben nur wenige und alle sind gezwungen, abzuwarten, wie รผber ihren weiteren Aufenthalt entschieden wird. Die Unsicherheit รผber die Zukunft in Deutschland, das Fuรfassen in einem fremden Land und die Sorgen รผber die in der Heimat zurรผckgebliebenen Menschen sind fรผr die Flรผchtlinge sehr belastend. Das Leben in einer solchen Gemeinschaftsunterkunft ist ebenfalls nicht einfach. Unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen bergen Konfliktpotential. Ein weiteres Problem ist, dass es in Treis kaum Einkaufsmรถglichkeiten gibt, weshalb Stรคdte meist beliebtere Wohnorte sind. Um einen kleinen Beitrag zu leisten, sich den Asylbewerbern, die hier leben, zuzuwenden, wurden sie zu Treffen mit deutschen Gemeindemitgliedern in den Gemeindesaal eingeladen, wie erst kรผrzlich am 14. September 2013.
Nach dem ersten Kennenlernen und einem Spaziergang wird gemeinsam gekocht, gegessen und geredet. Auch die diesjรคhrige Sternstunde am alten Forsthaus haben die Asylbewerber durch ihre exotischen Gerichte bereichert.
Solche Treffen sollen auch in Zukunft stattfinden, mit hoffentlich noch mehr
interessierten Deutschen. Fรผr die Flรผchtlinge ist das eine Mรถglichkeit, Kontakte aufzubauen und so aus ihrer Isolierung herauszutreten. Anregende, interessante Begegnungen sind mรถglich und oft kann das den Start in die neue Umgebung etwas erleichtern.
Fรผr uns Deutsche ist es eine Herausforderung, sich auf die Fremdartigkeit einzulassen, aber auch eine Chance, mehr รผber fremde Kulturen, Menschen in extremen Lebenslagen und die Probleme der Flรผchtlinge in Deutschland zu erfahren. Dies setzt Offenheit von beiden Seiten voraus.