Evangelische Kirchengemeinde Treis / Lumda

Gedanken aus dem Pfarrhaus

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Dezember 2015

Liebe Gemeinde, nächstes Jahr am 4. Juni wird es wieder ein Sommerfestival rund um die Treiser Kirche geben. Ich hätte große Lust dieses Kirchenfest unter das Thema Alt und Jung zu stellen, das die aktuelle Tollkirche als roter Faden durchzieht. „Es geht miteinander“ Ein fröhliches, begeisterndes und inspirierendes Miteinander von Alt und Jung ist eine der schönsten menschlichen Erfahrungen. Klar, jedes Alter braucht auch seine eigenen Räume und Zeiten. Aber Ältere belebt das Spontane und Unfertige der Jugend und andererseits genießen Jugendliche das weite Herz und die Gelassenheit, die in älteren Menschen durch die vielfältigen Erfahrungen gereift sind. Leider lässt unser moderner Lebensstil ein Miteinander von Alt und Jung immer schwieriger werden. Deswegen freue ich mich immer besonders, wenn in unserer Gemeinde dieses Miteinander gesucht und gelebt wird. Dazu müssen Alte und Junge den Mut haben, aufzubrechen und neue Wege zu suchen. Begeistert hat mich die diesjährige Treiser Dorfmusik, wo Jung und Alt in einem total bunten Programm miteinander und füreinander musiziert haben. Ebenso die Kirmes, die in Treis wirklich ein Dorffest aller Generationen ist. Die vereinigten Chöre beim Kirmesgottesdienst, wo drei für Kinderchor, Jugendchor, Sängervereinigung und Kirchenchor gleichermaßen geeignete Lieder von allen gemeinsam einstudiert und vortragen werden, sind eine geniale und richtungsweisende Aktion, die zeigt: Es geht miteinander, wenn man wirklich füreinander offen ist und einen gemeinsamen neuen Weg sucht. Für unsere Sternstunden haben wir seit diesem Jahr zwei Gesprächskreise: Einen neuen von jungen Erwachsenen und den bestehenden Kreis von Menschen in der Lebensmitte. Beide Kreise diskutieren im Vorfeld der Sternstunde das aktuelle Thema auf ihre Weise und bringen dann ihre ganz unterschiedlichen Ideen frei und ohne Zensur (!) in den Gottesdienst ein. Das gegenseitige Vertrauen, die Offenheit und Wertschätzung ist es, die dieses Miteinander der Generationen gelingen lässt. Träume und Visionen für die Zukunft Der Prophet Joel hatte eine Vision: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ Alte sollen Träume haben, Junge eine Vision für die Zukunft und dies durch Gottes Geist, der uns ein tiefes Gefühl der Gemeinschaft vermittelt und uns alle – Alt und Jung – aufbrechen lässt in eine gemeinsame Zukunft. „Gottes Geist ist das Entscheidende“ Dieser Geist ist das Entscheidende. In der Jugendherberge in Grünberg, wo wir viele Konfirmandenfreizeiten erlebt haben, hängt im Tagungsraum eine Bilddokumentation von der ersten Freizeit in der Jugendherberge vor etwa 100 Jahren. Unter den zahlreichen Fotos und Berichten steht ein Satz, der sich mir eingeprägt hat: „Nicht das Programm, sondern der Geist war das Entscheidende.“ Um diesen Geist sollten wir beten. Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7) Ihr/Euer Pfarrer Andreas Lenz

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Dezember 2015 Read More »

Gedanken aus dem Pfarrhaus im April 2015

Liebe Leserinnen und Leser, als ich diese Zeilen schrieb, ist in den Nachrichten gerade von der Oscarverleihung in Hollywood berichtet worden. Weit über 100 Millionen Zuschauer wollten allein in den USA sehen, wie die Stars über den roten Teppich schweben. Eddie Redmayne oder Julianne Moore – die diesjährigen Gewinner. Aber im Publikum natürlich auch Superstars wie Nicole Kidman oder John Travolta. Welchen Filmstar würden Sie gern einmal persönlich treffen? Ich fände es schon spannend, den einen oder die andere mal live zu erleben. Wie sind die so – Diva oder netter Nachbar von nebenan? Warum faszinieren uns die Bilder auf der Leinwand immer wieder? Traumfabrik Hollywood Ich glaube, sie berühren auf ganz eigene Weise unsere Sehnsucht und Hoffnung, aber auch unseren Schmerz. Und so kommen sie uns nah in dem, was uns Menschen im Innersten ausmacht – auch unserem Glauben. Wir verknüpfen unsere eigenen Geschichten mit ihnen und finden uns manchmal selbst mitten in der Handlung wieder. Toll(kirche), wenn das gelingt: Wenn aus Zuschauern Mitwirkende werden. Das ist oscarwürdig und ein sehr evangelischer Gedanke, gleich im doppelten Sinn: Die gute Nachricht von Jesus Christus macht aus Zuschauern Mitwirkende in einer lebendigen Gemeinschaft: Menschen, die befreit sind, ihre Gaben zu entfalten und mit ihrer eigenen Persönlichkeit zur Geschichte Gottes mit dieser Welt beizutragen. Davon lebt auch unsere evangelische Kirche: Sie baut auf Menschen, die Kirche gestalten, ihre Ideen und Begabungen einbringen und Verantwortung übernehmen. Nicht auf Zuschauer, nicht auf Statisten, sondern auf Akteure und Regisseure. Meine Wahl! Am 26. April werden die Kirchenvorstände in unserer Landeskirche neu gewählt. Fast 1,5 Millionen Wahlberechtigte in 1200 Gemeinden sind gefragt, mit ihrer Stimme die Männer und Frauen zu unterstützen, die Kirche mitgestalten wollen. Ich lade Sie ein, die Kirchenwahl zu Ihrer Wahl zu machen und mitzubestimmen, wer in Ihrer Gemeinde Leitungsverantwortung in den nächsten sechs Jahren übernimmt. Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher entscheiden über Gebäude und Finanzen ihrer Gemeinde, über Personalplanung, Gottesdienstkonzepte, Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden und Partnern in Kommunen, Kultur, Schulen und Vereinen. Damit leisten sie einen ganz konkreten Beitrag zum Leben in ihrem Dorf. Sie sind Mitwirkende, keine Zuschauer. Und auch wenn manches in der Treiser Kirchengemeinde bühnen- oder fast filmreif ist, einen Oscar gibt es dafür in der Regel nicht. Den braucht es aber auch gar nicht. Seien Sie Mitwirkende! Etwas zu bewirken in Gemeinschaft mit anderen – das ist vielen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern wichtig und wert, ihre Zeit und Kraft einzusetzen. Dafür ist schon heute all denen zu danken, die dieses Amt in den letzten sechs Jahren ausgefüllt haben und den „Neuen“ für ihre Bereitschaft zur Kandidatur. Alle Wahlberechtigten bitte ich: Begleiten Sie die Kirchenvorstandswahl am 26. April als Mitwirkende. Machen Sie Ihre Gemeinde stark, indem Sie Ihre Kandidaten und Kandidatinnen mit Ihrer Stimme unterstützen. Ihr Dekan Hans-Theo Daum

Gedanken aus dem Pfarrhaus im April 2015 Read More »

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Oktober 2014

Liebe Gemeinde, Musik ist die Sprache des Himmels, die Menschen über Grenzen der Länder, Kulturen und Religionen verbindet. Ich selber verbinde in meiner Erinnerung ganz bestimmte Lieder sehr intensiv mit bestimmten Momenten meines Lebens und kann solche Situationen durch diese Lieder noch einmal fühlen und erleben. Warum Musik glücklich macht Bei kaum einer anderen Tätigkeit wie beim Musizieren sind Körper, Geist und Seele gleichermaßen gegenwärtig. Dieses Gefühl „ganz“ mit Haut und Haaren da zu sein, ist wahrscheinlich der Grund, warum Musik uns so glücklich machen kann. Bei einer Chorprobe können wir fast alle menschlichen Gefühle durchleben. Darum geht man aus einer Chorprobe wie „gereinigt“. Singen ist wie eine Therapie, eine ganzheitliche Medizin, weshalb sie in der Kirche zu Recht eine so große Rolle spielt. Musik ist nicht nur eine nette Verzierung des Gottesdienstes, sondern bringt Religion auf den Punkt. Daher fördern wir in unserer Kirchengemeinde Musik mit aller Kraft. Unsere Chöre für verschiedene Altersgruppen, das Collegium vocale, die Ansinggruppe für unser neues Liederbuch und überhaupt die große Bedeutung, die der Musik in unseren Gottesdiensten und Gemeindefesten eingeräumt wird, sind Ausdruck dieser großen Wertschätzung der Musik. Musik verkörpert Gemeinschaft, Harmonie, Lebensfreude und Trost. Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen ohne Musik sind für mich undenkbar. Vielen Dank in diesem Zusammenhang auch für die überwältigenden Spenden von fast 20.000 Euro aus unserer Gemeinde für die Sanierung der Orgel. Außerdem werden wir nächstes Jahr mit ersten Ideen für ein Friedensoratorium beginnen. Meinen Studienurlaub von Januar bis März werde ich u.a. dafür nutzen, Texte zu schreiben, die im Laufe des kommenden Jahres mit interessierten Mitarbeitern so weiterentwickelt werden, dass unsere Kirchenmusikerin Daniela Werner sich ab Anfang 2016 an die musikalische Komposition des Werkes machen kann. Das Oratorium soll dann von einem großen Projektchor mit Band und Orchester aufgeführt werden. Ziel ist es, Friedenstexte der Weltreligionen mit Musik aus allen Erdteilen zu einem gemeinsamen Gebet für den Frieden zu vereinen. Musik für den Weltfrieden Schließen möchte ich mit der biblischen Vision vom ewigen Leben, wenn wir mit den Engeln in das große Halleluja mit Harfe und himmlischer E-Gitarre einstimmen werden. Oft veralbert malt diese Vision doch unsere christliche Hoffnung als Trostbild in unsere Herzen. Durch Krieg, Tod und Einsamkeit hindurch gehen wir der Harmonie und Lebendigkeit entgegen. Bilder vom Himmel traue ich mich nur wenige zu haben, aber eines ist fest in meinem Herzen: Ich glaube, wir werden einmal alle Teil einer himmlischen Musik sein zur Ehre Gottes und zum Frieden der Schöpfung. Ihr/Euer Pfarrer Andreas Lenz

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Oktober 2014 Read More »

Gedanken aus dem Pfarrhaus im April 2014

Liebe Gemeinde, vielen Dank für die vielen positiven und ermutigenden Reaktionen auf unseren neuen Gemeindebrief, die „Tollkirche“. Diese Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema „Leben in Treis“. Insbesondere durch die Initiative des Runden Tisches für Treis haben sich viele von uns neu Gedanken darüber gemacht, was Wohnen in unserer Gemeinde attraktiv macht und noch attraktiver machen könnte. Viel ist in diesen zwei Jahren für die Infrastruktur in unserem Ort geschehen. Wohnen in unserer Gemeinde noch attraktiver machen Drei Gedanken zum Thema Wohnqualität möchte ich gerne ins Dorfgespräch bringen. Der erste betrifft den zu erwartenden Leerstand von Häusern besonders in der Hauptstraße und im alten Dorfkern. Viele Häuser sind auch heute schon nur noch von einem Menschen bewohnt und verfallen langsam. Das ist nicht nur kein schöner Anblick für unser Dorf. Es wird auch immer schwieriger manche altgewordenen Häuser zu verkaufen oder zu sanieren. Erschwerend hinzu kommt der Denkmalschutz. Ich denke, wir sollten dies nicht nur als privates Problem den Eigentümern überlassen, sondern von Seiten der Dorfgemeinschaft und der Politik dies als gemeinsame städteplanerische Herausforderung betrachten. Bevor Häuser durch Zwangsversteigerung verscherbelt werden, sollte man darüber nachdenken, ob nicht die Stadt diese Häuser kauft, abreißt und als Bauplatz für junge Familien verkauft. Ich kann die Problematik hier nur anreißen, aber hier sollten wir neue Wege bedenken und gehen. Der zweite Anstoß: Viele würden es begrüßen, wenn in Treis eine Tagespflege für ältere Menschen eingerichtet würde. So könnten Ältere in ihrem Umfeld bleiben und hätten tagsüber Kontakt und Unterstützung. Die Idee dazu kam schon bei den Gesprächen des Runden Tisches auf, jetzt könnte sie ernsthaft und zielstrebig verfolgt werden. Neue Wege bedenken Der dritte Gedanke richtet sich an die mittlere Generation. Viele von uns werden hoffentlich sehr alt werden und unsere Kinder werden immer mobiler. Die allerwenigsten unserer Kinder werden unsere Häuser übernehmen. Wäre es nicht eine gute Idee, rechtzeitig mit Freunden Wohngemeinschaften zu gründen? Unsere Häuser sind eigentlich sehr schnell viel zu groß für uns und wir könnten so mit gleichaltrigen Freunden gelassener dem Älterwerden entgegengehen, denn zu viert oder sechst könnten wir uns viel leichter unterstützen als dies zu zweit möglich ist. Allerdings glaube ich funktioniert eine solche Unterstützung auch unter guten Freunden im Alter nur, wenn sie in guten Jahren schon mit einer gewissen Verbindlichkeit gelebt wird. Diese Wohngemeinschaften wären eine gute Antwort auf viele Probleme des Älterwerdens unserer Gesellschaft. Ideen weiterspinnen Lasst uns gemeinsam diese Ideen weiterspinnen. Über all dem gilt, was der Beter sagt: Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne (Psalm 4,9). In Frieden Wohnen ist letztlich keine Frage unserer Häuser, sondern unseres Herzens, das sich Gott in all den Umbrüchen unseres Lebens anvertraut. Viel Freude beim Schmökern! Ihr/Euer Pfarrer Andreas Lenz

Gedanken aus dem Pfarrhaus im April 2014 Read More »

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Oktober 2013

Liebe Gemeinde, Sie halten die erste Ausgabe unseres  neuen Gemeindebriefs – die Tollkirche  – in den Händen. Ein außergewöhnlicher Titel für eine außergewöhnliche Gemeinde. Was ist der Kern unseres Glaubens? „Nächstenliebe zu üben“. Aber was heißt hier üben? In einer modernen Bibelübersetzung heißt es: Liebe deinen Mitmenschen, denn er ist nicht wie du (Markus 12,31). Weil mein Mitmensch nicht so ist, wie ich bin, darum müssen wir Nächstenliebe üben. Deswegen hat unsere Evangelische Kirche in Hessen und Nassau als Motto ihrer jährlichen Herbstaktion das Thema gewählt: „Toleranz üben, üben“.   Auch vor dem Hintergrund der braunen Umtriebe im Lumdatal haben wir ein entsprechendes Spruchband an unsere Kirchenmauer gehängt. Wir sind alle verschieden – ein Glück! Treis war immer schon ein tolerantes Dorf. Nicht nur die Flüchtlinge nach dem Krieg wurden hier offen aufgenommen. Auch bei der diesjährigen Sternstunde im Garten des alten Forsthauses waren sehr viele in Treis lebende „Ausländer“  herzlich willkommen geheißen worden. Treis war lange Grenzdorf zu Kurhessen hin. An der Grenze zu leben, fördert Offenheit und Toleranz. Vielfalt macht unser Leben reich und interessant, ja genau genommen würde es kein Leben und keinen Fortschritt geben, wenn sich Kulturen nicht entwickeln und verändern würden. Auch unsere Kirche hat sich sehr gewandelt und ich glaube, nicht nur ich bin froh darüber. Aber Toleranz in unserem nächsten Umfeld zu üben, fällt uns nicht immer leicht. Wir müssen Toleranz ganz bewusst wollen und üben: Gegenüber Jugendlichen, die sich mit Smartphones verständigen, gegenüber der älteren Generation, die ganz andere Bedürfnisse hat, gegenüber der neuzugezogenen jungen Familie, die ihre Kinder anders erzieht, als wir es gewohnt sind. Ãœberall da, wo Toleranz auch unseren gewohnten Lebensstil konkret betrifft, gilt es, Toleranz im wahrsten Sinne des Wortes zu üben. Denn jemanden in China anders sein zu lassen, ist keine Kunst, aber zu Hause, in der Nachbarschaft oder im Verein jemanden mit einer anderen Einstellung zu tolerieren, bedeutet: Sich damit auseinandersetzen und seinen bisherigen Lebensstil verändern. Deswegen lautet unser Motto: Toleranz üben, üben! Mit einmal Ãœben ist es bei der Toleranz nicht getan. Es ist eine bewusste Entscheidung, sich bei unterschiedlichen Meinungen nicht zurückzuziehen, sondern in Kontakt zu bleiben, um der Vielfalt, um des Lebens, um der Liebe willen. Liebe deinen Mitmenschen, denn er ist nicht wie du.   Oft wird Toleranz mit Desinteresse und Gleichgültigkeit verwechselt: „Mir doch egal, was der macht oder denkt.“ Aber das ist keine Toleranz. Toleranz ist im Gegenteil ein ganz bewusstes Interesse an meinem Mitmenschen, der nicht so ist wie ich und das ist wahrscheinlich das Schwerste – die Bereitschaft zu einem lebenslangen Lernen und Sich-Entwickeln. Mich berührt es immer wieder, wenn ich ältere Menschen treffe, die sich an den Computer wagen und Jugendliche, die sich mit mir über Rocktitel aus meiner Jugendzeit unterhalten. Heute nehme ich mir vor, einen Mitmenschen in seinem Anders-Sein besser zu verstehen – ich bin gespannt. Ihr/Euer Pfarrer Andreas Lenz

Gedanken aus dem Pfarrhaus im Oktober 2013 Read More »

Nach oben scrollen